Italien

Kampanien

 

Der Name stammt nicht etwa vom italienischen Wort campania, das Land ab, sondern es stammt von den Campani, den Bewohnern von Capua ab, die schon da waren, als die Griechen den Süden Italiens kolonisierten und am Golf von Neapel Reben pflanzten.
Während der Römerzeit und bis zum Sturz beider sizilianischen Königreiche um 1860 blühte der Weinbau in dieser Region. Der Falerner war der Lieblingswein der Römer, doch auch die Weine des Vesuvs, die von Avellino, Sorrento, Ischia und Capri waren begehrt. Der Niedergang setzte mit dem Ende des Königreiches ein und nahm verheerende Ausmaße an, als die Reblaus in den folgenden Jahren den Rebbestand vernichtete. Nur in einigen wenigen, meist sandigen Gebieten bei Taurasi stehen noch uralte Reben. Seitdem hat sich der Weinbau in dieser Region nur etwas erholt. Zum Teil noch sichtbare Terrassen sind von Macchia und Strauchwerk überwuchert, ehemals spektakuläre Lagen an der Küste sind bebaut und für den Weinbau unwiederbringlich verloren. Wenn die Griechen und Römer, die den Weinbau an den fruchtbaren Küstenregionen schon hoch entwickelt hatten, wüssten, dass vom kühlen Hochland von Irpinia und Avellino heute die feinsten weißen Gewächse stammen, sie hätten sich wohl verwundert die Augen gerieben. Neue Erkenntnisse in der Anbautechnik und neue Anforderungen an den Weintyp förderten den Anbau in Höhen von 500 – 700 Metern.
Trotzdem sind es nur eine Handvoll Winzer, die wirklich international gute Weine produzieren und weitere zehn, die akzeptable bis gute unter die Leute bringen.
Um Kampanien kulturell und landschaftlich zu entdecken, landet man in Neapel oder erreicht es auf der Autostrada Nr. 2. Ab Neapel wird sie zur A3 und führt weiter, an Pompei vorbei über Salerno in den stilleren Süden und ab Battipaglia in den schönen, fast noch wilden Cilento. 10 km nördlich von Neapel führt die A16 nach Avellino ins Gebiet von Taurasi und Irpinia und weiter in die südliche Landesmitte. Alles, außer die Monti Picentini südöstlich von Avellino, das Cilento und nördlich davon die Monti Alburni sind gut erschlossen. Einer Weinreise in geschichtsträchtiger und naturschöner Umgebung steht also nichts im Wege.
Der alles beherrschende Vulkan Vesuv hat im Radius von ca. 30 km auch für den Weinbau Bedeutung. Die verwitterte Vulkanerde gilt als sehr fruchtbar, ist Wasser aufnahmefähig und sehr mineralstoffreich. Leider wurden in den letzten 20 Jahren an den Bergflanken bis in Höhen von 300 Metern Villen errichtet, in einer Zone, die erstens Weinbauzone sein sollte und überdies wegen der Unberechenbarkeit des Vesuvs gefährdet ist. Zur Erinnerung: die letzten großen Ausbrüche waren 1634, 1906 und 1944! Die Weine dieser Region, Vesuvio bianco und – rosso, die auch wegen der Tragödie im Jahre 79 nach Christus Lacrima Christi, (Träne Christi) genannt werden, sind alle mineralisch betont und wenn man genau hinriecht, haben sie eine leicht rauchige Note. Dasselbe gilt auch für die Weine Ischias, die an den Hängen des dortigen Vulkans Epomeo wachsen.
Weinbauzonen:
Das Hügelland der Küste und die der Inseln wurden einer Weinbaugegend zugeordnet. Das nördliche Hügelland um den Monte Massico und das weiter im Landesinneren gelegene Gebiet bei Telese und südlich davon das von Irpina bilden zwar eine landschaftlich zerrissene, doch weinbautechnisch eine weitere, einheitliche Weinbauzone. Das Hügelland von Avellino, das Taurasi mit einschließt, ist die wertvollste DOC. Über die Weine des Cilento, eine eigene DOC, dringt wenig zu uns. Neueren Datums ist eine DOC, die zu Beginn der Jahrtausendwende etabliert wurde: die DOC Campi Flegrei, die offensichtlich die schwächeren Küstenstreifen und die Insel Procida abdecken.
Die Hauptrebsorten:
Asprinio, eine uralte einfache Weißweinsorte, die der Vitis silvestris zuzuordnen ist und von den Etruskern ins flachere Land gebracht wurde. Biancolella, die speziell auf den Inseln Ischia und Capri einen mineralisch angehauchten, guten Tischwein liefert. Coda di Volpe: Die Wachstumsform erinnert an den Fuchsschwanz, deshalb der Name. Sie ist Hauptbestandsteil im Lacrima-, bzw. Vesuvio Bianco und darf auch im Greco di Tufo enthalten sein. Lokal wird sie auch Caprettone oder Pallegrello genannt. Falanghina ist sicherlich griechischen Ursprungs, weil sie in der korrekten Bezeichnung den Zusatz „greco“ im Anhang hat. Diese spätreifende Sorte ist auf die heißen Küstengebiete des Monte Massico bis hinunter nach Salerno und auf die Inseln beschränkt. Sie lieferte zu Römerzeiten den berühmten Falerner und heute den Falerno del Massico. Fiano: die Römer nannten sie Vitis apiana, weil bereits die Blüten und noch mehr die Früchte mit ihrer Süße eine hohe Anziehungskraft auf die Bienen ausüben. Das Hauptanbaugebiet liegt um das Städtchen Avellino. Die Rebsorte ist nicht sehr ertragreich, liefert aber auf Lehm mit vulkanischem Untergrund ganz markante, unverwechselbare Weine. Auch diese Rebe ist griechischen Ursprungs und deutet mit ihrem frühen Namen „apia del peloponneso“ darauf hin. In den besten Rebbergen herrscht blauer Lehm auf Tuff vor mit Resten von Schwefel. Forastera kommt nur auf der Insel Ischia vor. Sie ist eine lockerbeerige Traube, die in der ganzen Staude (Traube) fast 20 cm misst. Sie soll von Korsika über Sardinien dorthin gelangt sein. Greco di Tufo ist ein Klon (Kind) von alten griechischen Reben, aber nicht mit Grecanico oder Grecchetto verwandt. Wahrscheinlicher ist, dass sie die Hauptlinie dieser griechischen Reben ist. Auf jeden Fall ist sie die beste Traube und liefert einen der feinsten, subtilsten Weißweine Italiens. Sie wächst bei Santa Paolina auf fast grau-weißen Kalkverwitterungsböden mit leichten vulkanischen Beimengungen. Die Verdeca, kommend aus Apulien, wird im weißen Vesuvio als Verschnittwein gebraucht, Trebbiano, die Allerweltstraube ist speziell im weißen Solopaca enthalten.
Die dominante, rote Rebsorte ist Aglianico, deren Name aus „hellenico“ abgeleitet wurde. Es ist wahrscheinlich, dass diese Rebsorte über die alten griechischen Siedlungen zuerst nach Kampanien kam. Diese Rebsorte hat sich speziell bei der Ortschaft Taurasi gefestigt und ist heute als Taurasi-Klon sehr begehrt.
Aber auch am Monte Taburno, im Norden der Region, wurden ab Anfang der Neunziger Jahre vielversprechende Weine aus der Aglianico-Traube gekeltert. Offensichtlich braucht diese Rebsorte eine lange Vegetationsperiode, wie sie in höheren Lagen ab 500 Metern gewährleistet ist. Am Monte Taburno überdeckt nur eine dünne Lehmschicht, gemischt mit Vulkanasche den Kalkuntergrund, was den Reben sehr entgegen kommt. Guarnaccia ist die Hauptrebe der Insel Ischia für deren Rotweine. Auf einen Blick erkennt man den spanischen Ursprung, die Garnacha. Sie kam aufs Festland über Sardinien, wo sie verantwortlich ist für die Qualität des Cannonau. Piedirosso oder Palombina. (Rotfüsse oder roter Taubenfuß ist die Übersetzung). Diese fast schwarze Traube stellt den Hauptteil des Vesuvio Nero (Lacrima Christi) und ist Bestandteil im Cuvee der Inselrotweine Ischias und Capri. Der Primitivo, aus Apulien kommend, ist im roten Falerno enthalten und wird vermehrt im Süden des Cilento angebaut.
Weitere „eingereiste“ Traubensorten sind: Aleatico, Cesanese, Greco Nero, Malvasia-nera, Montepulciano, Uva di Troia und Merlot.

Bei Solopaca, in den flacheren Lagen, dort wo der Fluss Calore fruchtbares Schwemmland in die Täler gespült hat, wird auch großflächig Tabak angebaut.
Eine Besonderheit der Küstenregion von Neapel und Amalfi, sowie die der Inseln ist der Limoncello. Es ist ein Limonenlikör, der unter Verwendung der unbehandelten Schalen hergestellt und als Digestiv getrunken wird.